Felix de Taillez
»Amour sacré de la Patrie« – de Gaulle in Neufrankreich
Symbolik, Rhetorik und Geschichtskonzept seiner Reden in Québec 1967
Für den französischen Präsidenten Charles de Gaulle war seine Reise nach Québec im Juli 1967 kein simpler Staatsbesuch in Kanada nach standardisiertem Protokoll, sondern eine komplexe Herzensangelegenheit, die gleichwohl politische Wellen schlug.
Unkonventionell war bereits, dass de Gaulle von Brest aus auf dem Seeweg an Bord des Kreuzers Colbert über das zu Frankreich gehörende Archipel Saint-Pierre et Miquelon bis Québec reiste und von dort als erstes französisches Staatsoberhaupt auf dem „Königsweg“ nach Montréal fuhr.
In Interaktion mit den „kanadischen Franzosen“ erreichte de Gaulles Vision von einer zivilisatorischen Mission aller Franzosen in der Welt und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker damals ihren Höhepunkt.
Für die Geschichte Kanadas, flächenmäßig das zweitgrößte Land der Erde, wird 1967 immer ein besonderes Jahr sein: wegen der 100-Jahrfeier der Konföderation und der Weltausstellung in Montréal, aber vor allem wegen der außergewöhnlichen Reden de Gaulles, die der Autor dieses Buches kontextualisiert und entschlüsselt.
Prix d’Excellence du Gouvernement du Québec 2011
Buchvorstellung zum Arte-Fernsehfilm »Charles de Gaulle – Ich bin Frankreich!«
Leseproben
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broschiert: 210 Seiten Format: 20,5 x 14,5 ISBN 978-3-8316-4073-7 Erschienen: 27.07.2011 41,00 € (Preisbindung aufgehoben)
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Auszüge aus Rezensionen
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[…] Die Rekonstruktion des an eine mittlelalterliche Königsreise erinnernden Besuch de Gaulles vom 23. bis zum 26. Juli und die Analyse von 17 Reden, die er auf seinem Weg entlang des Sankt-Lorenz-Stroms direkt an die Bevölkerung oder bei offiziellen Empfängen hielt, soll der Diskussion weitere erhellende Argumente liefern, so der Ansatz von Felix de Taillez. Anknüpfend an die Arbeiten von Pascal Ory, Michel Hebert und Lise Roy, werden die teils auch in Audio- oder Video-Versionen vorliegenden Reden in den Dimensionen kommunikative Rahmenbedingungen, Inhalt, Aufbau/Rhetorik, körperlich-stimmliche Ästhetik und Wirkung/Rezeption untersucht. […]
Francia-Recensio (2012/1)
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Felix de Taillez’s study of French President Charles de Gaulle’s controversial visit to Canada in the summer of 1967 presents a refreshing and well-researched examination of an ironic moment in Canadian history.
De Taillez retraces de Gaulle’s »Jubelfahrt« (185) along the »chemin du roy« (9), the route between Québec City and Montréal on the northern bank of the St. Lawrence River and examines the French President’s public speeches and private appearances.
Beyond a contextualisation and content analysis of de Gaulle’s speeches, »Amour sacré« provides a comprehensive and multifaceted account, transcending disciplinary boundaries. Cultural, sociological, rhetorical and linguistic works as well as recent scholarship on the significance of space in historical analysis inform de Taillez’s study. As a result, he provides a novel perspective upon a prominent topic. In recognition of this original contribution, »Amour sacré« was awarded the Prix d'Excellence du Gouvernement du Québec. […]
His [de Taillez’s] study constitutes a novel and engaging analysis and contributes to a more comprehensive understanding of those five critical days and the significance of symbolic and spatial dimensions in historical research.Zeitschrift für Kanada-Studien (32. Jg. 2012/Heft 1)
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Der 24. Juli 1967 fehlt in keiner Chronik der Geschichte Québecs. General Charles de Gaulle, Präsident der französischen Republik auf Staatsbesuch in Kanada, hatte vom Balkon des Rathauses in Montréal »Vive de Québec libre« gerufen. Von der Unabhängigkeitsbewegung als ermutligendes Fanal, von Ottawa als empfindliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Kanadas gewertet, beschäftigen diese unerhörten Worte seither auch die Historiker. Waren sie eine Entgleisung oder Teil einer vorsätzlichen Strategie des Generals, und wenn ja, mit welchem Ziel?
Felix de Taillez suggeriert in seiner Schlussbetrachtung eine dritte Möglichkeit. De Gaulle habe Frankreich gegenüber seinen »verlassenen Kindern« in der neuen Welt in der Schuld gesehen, sie Mitte des XVIII. Jahrhunderts nicht entschieden genug gegenüber der englischen Eroberung verteidigt zu haben und wollte ihnen seine Bewunderung dafür ausdrücken, dass sie ihre französische Identität dennoch bewahrt hatten. Darüber hinaus und vor allem aber habe sein Besuch nicht in erster Linie der aktuellen Situation in diesem Teil Nordamerikas gegolten, die er auch nicht in allen Nuancen und Implikationen erfasste, sondern, so die tragende Hypothese des Autors, vor allem einer Rückversicherung über die grandeur Frankreichs und seiner Ausstrahlung.perspectivia.net (2012/1 19./20. Jhd.)