Die These dieser Studie besagt, daß sich für die Frauen in einem Übergangsstadium des Entwicklungsprozesses traditionelle und moderne Formen patriarchalischer Unterdrückung häufen. Wenn die Frauen zwischen die Mahlsteine traditioneller Unterordnung und moderner Benachteiligung geraten, werden sie verschärft ausgebeutet. Denn Schutzmechanismen der überkommenen Familienstrukturen fallen dem »sozialen Fortschritt« anheim, ohne daß am Prinzip weiblicher Unterordnung gerüttelt würde, das durch seine Übertragung in eine gewandelte sozio-ökonomische Situation eine Pervertierung erfährt. Nach einer kurzen Darstellung grundlegender Konzepte zur Behandlung dieser Fragestellung im Schnittpunkt von Patriarchats- und Entwicklungsländerproblematik wird diese These am Beispiel des unabhängigen Algerien diskutiert. Die Autorin begnügt sich nicht damit, Übergangsformen des algerischen Patriarchats zu beschreiben, sondern zeigt ihre Entstehungsbedingungen und ihre sozioökonomische Funktion im heutigen Algerien auf.