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Libuše Hannah Vepřek: Ludwigsfeld – (Un-)Gleichzeitigkeiten eines Münchner Viertels

Libuše Hannah Vepřek

Ludwigsfeld – (Un-)Gleichzeitigkeiten eines Münchner Viertels

Vom Kampf um Anerkennung und Deutungshoheit über einen städtischen Raum

Jeder Raum hat seine (Un-)Gleichzeitigkeiten. Aber nicht an jedem drängen sich die verschiedenen Ebenen so sichtbar auf und werden zu einem Politikum wie in Ludwigsfeld. Das Stadtviertel im Münchner Norden, das heute in erster Linie Wohnraum darstellt, ist von der Gleichzeitigkeit ungleichzeitiger historischer Schichten geprägt. Die 1952 errichtete „Neue Wohnsiedlung Ludwigsfeld“ wurde trotz schwieriger Voraussetzungen sowie der geographischen und symbolischen Isolation von der heterogenen Bewohner*innenschaft mit einem sinnstiftenden symbolischen Bedeutungssystem aufgeladen, das sich in einer bis heute spürbaren lokalen kollektiven Identität äußert. Das Vergangene, das KZ-Außenlager und die Nutzung des Areals in den ersten Nachkriegsjahren unter anderem als Bundesauswandererlager, macht gleichzeitig durch seine materielle Erscheinung auf sich aufmerksam. In den letzten Jahren drängt es, auch verstärkt durch den Verkauf der bundeseigenen Siedlungen und den Diskussionen um angemessenes Erinnern an das KZ-Außenlager, an die Oberfläche. Diese ethnographische Studie zeichnet die zahlreichen Bedeutungsschichten nach, die auf einen Kampf um Anerkennung und Deutungshoheit über Ludwigsfeld verweisen. In Anknüpfung an raum- und anerkennungstheoretische Konzepte, Theorien lokaler, kollektiver Identitäten sowie Überlegungen zu Gedächtnis- und Erinnerungskulturen wird herausgearbeitet, wie Ludwigsfeld als Raum von verschiedenen Akteur*innen problematisiert und unterschiedlich angeeignet wird. In Ludwigsfeld spiegeln sich in einem kleinen geographischen Rahmen mikroskopisch zeitgeschichtliche Entwicklungen Münchens, begegnen sich gegensätzlich Standpunkte angemessenen Umgang mit diesen und werden gleichzeitig Fragen des zukünftigen Wohnens und Zusammenlebens in der Stadt verhandelt.

  • broschiert: 174 Seiten
    Format: 20,5 x 14,5
    ISBN 978-3-8316-4788-0
    Erschienen: 29.04.2019

    29,00 €

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  • Ebook (PDF): 178 Seiten
    Format: 20,5 x 14,5
    ISBN 978-3-8316-7463-3
    Erschienen: 21.06.2019

    19,99 €

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Auszüge aus Rezensionen

  • Es ist ein Buch von großem Nutzen für alle Münchner, die einen faszinierenden Stadtteil entdecken wollen, in dem jenseits der ritualisierten Muster der Erinnerungskultur eine Historie für das Leben entstanden ist. Und schließlich ist es ein Buch für all die künftigen Bewohner, die noch ihren Platz im kollektiven Gedächtnis der Siedlung suchen werden - und es dadurch abermals verändern.

    Süddeutsche Zeitung (03.04.2020)

  • Insgesamt stellt diese Monografie eine überaus empfehlenswerte Lektüre dar, bei der es der Autorin gelungen ist, ein sehr anspruchsvolles Unterfangen umzusetzen und dieses in konziser Schreibweise und verständlicher Sprache nachvollziehbar zu machen.

    Jahrbuch für Volkskunde

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