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Kuba zwischen Restriktion und Wandel

Eine Perle der Karibik, ein anachronistisches Paradies aus den 50er Jahren, isolierte Utopie irgendwo zwischen gescheitertem Sozialismus und Strandurlaub. Wo man im Alltag mit Kuba in Berührung kommt, gehen die Perspektiven oftmals nur in eine Richtung, doch der Blick hinter die Kulissen gelingt selten. Dies hängt nicht zuletzt mit der auf die bewegte, revolutionsgeladene Vergangenheit Kubas folgende Zeit der wirtschaftlichen und zum Teil auch politischen Isolation zusammen. Doch hinter Kuba steckt mehr, als uns die Reisekataloge, gefüllt mit karibischer Leichtigkeit und lateinamerikanischem Lebensgefühl, vermitteln wollen – es ist ein Spannungsfeld politischer Ideologien und wirtschaftlicher Herausforderungen im beständigen Wechselspiel zwischen Restriktion und Öffnung.

 

Um dieser thematischen Anforderung gerecht zu werden, werfen die fünf Aufsätze im Sammelband »Kuba im Umbruch?« Schlaglichter auf verschiedenste Facetten, die Geschichte und Leben des Landes prägen, stets mit dem unumgänglichen, allumfassenden Einfluss von Revolution, Guevara und Fidel Castro im Hintergrund. Während die ersten beiden Beiträge »Vom Spät-Castrismus in die Post-Revolution: Kubas Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert« und »›Im Zentrum des Wirbelsturms‹: Karl Graf von Spreti als deutscher Botschafter auf Kuba (1960-1963)« eine wissenschaftlich fundierte Basis der bewegten Geschichte und Entwicklung Kubas liefern, gerade mit Hinblick auf den Dreh- und Angelpunkt seiner revolutionären Geschichte, schlagen die darauf folgenden Aufsätze einen persönlicheren, subjektiven Ton der individuellen Erfahrung Kubas ein.

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Die Aufsätze »Vermittlerin oder zwischen allen Stühlen? Zur Rolle der Kirche in Kuba« und »Glaube und musikalisches Erbe: Drei Jahrhunderte geistliche Musik in Kuba« legen dabei die besondere Rolle der katholischen Kirche in Alltag, Lebensgefühl und Identitätsbildung der kubanischen Bevölkerung aus der Perspektive eines Missionsbenediktiners und eines Musikers dar.

 

Dem Bericht Christoph Röckeraths »Kuba: Insel aus einer anderen Zeit – Eindrücke rund um die Entstehung des gleichnamigen ZDF Dokumentarfilms« gelingt es in besonders eindrucksvoller Weise, einen Blick hinter die Kulissen der Fassade des »Vorzeige-Sozialismus« zu werfen, individuelle Schicksale zu betrachten und die Widersprüchlichkeiten zwischen dem Bild aufzuzeigen, welches der Staat gerne von sich in die Außenwelt projizieren würde, und dem, welches sich der Filmcrew tatsächlich präsentiert hat.

 

»Kuba im Umbruch?« erscheint als siebter Band in der Reihe »Spreti-Studien« und folgt den Spuren seines Namensgebers Karl Graf von Spreti, der selbst zu einer spannungsgeladenen Zeit als deutscher Botschafter in Kuba war.

 

Luisa Bott