Eine Sommerfrische ersten Ranges
Geschichte des Tourismus in Berchtesgaden, Oberstaufen und Schliersee (1890–1970)
Die bayerische Verfassung weist in Artikel 141 Abs. 3 Satz 1 das Recht auf „Genuss der Naturschönheiten“ aus. Untrennbar verbunden ist dieses Bürgerrecht mit der Kultivierung und Erschließung von Natur und Landschaft. In einer Studie des Bayerischen Rundfunks (BR) aus dem Jahr 2010 nannten die Befragten die Landschaft als eines der Hauptmerkmale des Landes. Diese Landschaft – sowohl die Natur- als auch Siedlungsräume – entwickelte sich im Lauf der letzten zweihundert Jahre zu einem Magnet für Reisende aus aller Welt. Der Historiker Bernhard von Zech-Kleber geht in seiner Studie daher auch der Frage nach, wie der Tourismus in den untersuchten Orten Landschaft und Natur beeinflusst hat.
Der Tourismus besitzt innerhalb der Gesellschaft einen hohen Stellenwert und ist als Einnahmequelle in den hier untersuchten Orten Berchtesgaden, Oberstaufen und Schliersee sowie in vielen Regionen der Welt nicht mehr wegzudenken. Die aus seiner wirtschaftlichen Bedeutung erwachsene stetige Intensivierung des Tourismus hat gleichzeitig eine Vielzahl gesellschaftlicher, politischer und wiederum wirtschaftlicher Folgen: So verändern beispielsweise der Bau von Verkehrsinfrastruktur und die Umwandlung landwirtschaftlicher Betriebe in solche des Gastgewerbes nicht nur das Gesicht der jeweiligen Destination; auch führt die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus dem primären oder gar sekundären Sektor in den tertiären, zu dem die Tourismuswirtschaft zu zählen ist, zu einem gesellschaftlichen Wandel vor Ort, wenn etwa durch den Tourismus bäuerliche Lebenswelten verschwinden.
Die untersuchten Orte Berchtesgaden, Oberstaufen und Schliersee sind vor allem wegen ihrer geographischen Lage am Rand der bayerischen Alpen in den Blickpunkt des touristischen Interesses gerückt. Landschaft und Natur waren eine Konstante, auf die sich die Reisenden hier und in (fast) allen südbayerischen Orten verlassen konnten – trotz Revolution, trotz Wirtschaftskrisen, trotz Kriegen und anderer Krisen. Landschaft und Natur sowie gleichzeitig Industrie- und Stadtferne wurden für die drei Orte zum Standortvorteil, sowohl für den Winter- wie den Sommertourismus. Insbesondere die Entdeckung des Winters als Jahreszeit für zahlreiche Freizeitbetätigungen verhalf den Orten und ihren Bewohnern ganzjährig zu einem gesicherten Auskommen.