Martina Schwingenstein
Der Sozialunternehmer
Kulturwissenschaftliche Analyse einer Leitfigur postmaterieller Ökonomie
Ein neuer Wirtschaftsakteur macht sich hierzulande bemerkbar: der »Sozialunternehmer«. Er gilt als vorbildhafte Unternehmerfigur, der ökonomisches und soziales Handeln, zwei vermeintliche Gegensätze, vereint. Nicht mehr Profitziele, sondern das Lösen zentraler sozialer und ökologischer Herausforderungen unserer Zeit stehen im Zentrum seiner unternehmerischen Tätigkeit. Die vorliegende, kulturwissenschaftliche Studie interessiert sich für die Genese und Aktivierung des Sozialunternehmers als einer Leitfigur postmaterieller Ökonomie. Welche Institutionen fördern den Sozialunternehmer? Welche Werthaltungen und Leitvorstellungen werden dabei transportiert? Und welche persönlichen Lebenswelten lassen sich anhand der Arbeitspraxis von Sozialunternehmern beobachten? Um diese Fragen zu beantworten, zeichnet die Autorin institutionelle Praktiken zur gesellschaftlichen Verankerung von Sozialunternehmertum nach und stellt diese in den Kontext des „reflexiven Kapitalismus“. Zudem nimmt sie sechs Unternehmensgründer und deren sozialunternehmerische Arbeitspraxis in den Blick. Die oft abstrakt anmutende Leitfigur wird so durch einprägsame Fallportraits mit Leben gefüllt. Anhand der (Arbeits-) Biographien und Gründungsmotive der Interviewten wird deutlich: Es handelt sich hier um eine spezifische, sozialkritische und hochqualifizierte Personengruppe, die im Kontext postmaterieller Werthaltungen klassischen Wirtschaftsunternehmen den Rücken kehrt, um ihre eigenen Sozialunternehmen zu gründen. Die betrachteten Gründerpersönlichkeiten versprechen sich hiervon eine subjektivierte und sinnerfüllte Arbeit, die zugleich dem Gemeinwohl dient.
Leseproben
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broschiert: 102 Seiten Format: 20,5 x 14,5 ISBN 978-3-8316-4229-8 Erschienen: 19.07.2013 29,00 € (Preisbindung aufgehoben)
Auszüge aus Rezensionen
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Martina Schwingenstein geht es in ihrer kulturwissenschaftlichen Studie jedoch nicht um eine (positive) Bewertung sozialunternehmerischen Handelns, sondern um die kritische Auseinandersetzung mit der Definition des dahinter stehenden Leitbildes, den damit verbundenen Werthaltungen sowie deren Bedeutung für die Unternehmerpraxis.
Stiftung Sponsoring (2/2014)
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Besonders stark ist die Studie da, wo sie nah an den Akteuren argumentiert. Wesentliche Gründungsmotive wie Selbstverwirklichung und Autonomie, Selbstständigkeit und sozialer Sinn werden nachvollziehbar herausgearbeitet, abweichende Kapitalforman als Fluchtpunkte der Arbeitspraxis sichtbar gemacht.
Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (2015)