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Johannes Bernwieser: Honor civitatis

Johannes Bernwieser

Honor civitatis

Kommunikation, Interaktion und Konfliktbeilegung im hochmittelalterlichen Oberitalien

Obwohl der Terminus honor civitatis („Ehre der Stadt“) in allen im Umfeld der oberitalienischen Städte entstandenen Quellen verwendet wird, fand er bei der Beschreibung der kommunalen Herrschaftspraxis bisher eher wenig Beachtung. Dies hängt mit der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts zusammen, die die hochmittelalterliche Kommune als Vorläufer des modernen bürgerlichen Verfassungsstaates charakterisierte – eine Vorstellung, mit der die Ehre, als vermeintlich archaisches Moment, nur schwer in Einklang zu bringen war. Johannes Bernwieser untersucht am Beispiel der langwierigen, unter Beteiligung des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa eskalierenden Konflikte zwischen Genua und Pisa um Sardinien (1162–1175) sowie zwischen Mailand und Cremona um die Insula Fulcheria (1162–1186), welchen Stellenwert der honor civitatis bei der Eröffnung, Führung und Beendigung dieser Aus­einandersetzungen innehatte. Er zeigt, dass die Kategorie der städtischen Ehre bei der politischen Kommunikation und Interaktion der kommunalen Eliten eine zentrale Rolle spielte: An ihr richteten die Akteure ihr Handeln aus und unter ihr wurde dieses Handeln auch wahrgenommen und bewertet. Die Studie gewährt deshalb nicht nur Einblicke in das Selbstverständnis derjenigen Personen, die mit der städtischen Ehre argumentierten, sondern erlaubt gleichzeitig auch Rückschlüsse auf deren Wahrnehmung durch die Zeitgenossen. Damit wird eine bislang kaum untersuchte Facette städtischer Identität greifbar.

  • Hardcover: 448 Seiten
    Format: 20,5 x 14,5
    ISBN 978-3-8316-4124-6
    Erschienen: 10.01.2012

    59,00 € (Preisbindung aufgehoben)

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Auszüge aus Rezensionen

  • […] mit dieser Neuerscheinung [liegt] ein Buch vor, das die »Ehre der Stadt« als wichtigen Gegenstand der Stadtgeschichte etabliert. Es ist zu wünschen, dass er in weiteren ähnlich sorgfältig gearbeiteten und flüssig zu lesenden Untersuchungen aufgegriffen und weiter vertieft wird.

    Christoph Dartmann in H-Soz-u-Kult (08/2012)

  • … eine höchst verdienstvolle Arbeit …, die voll von beachtenswerten und zu neuerlichem Nachsinnen anregenden Ausführungen ist und zugleich einen abermaligen Beleg für den hohen Stellenwert des Faktors »honor« für das zeitgenössische Verständnis der politischen Kräfte des hohen Mittelalters, darunter eben auch der Städte, bietet.

    Ferdinand Opll in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 121 (2013)

  • Mehrfach erprobten Ansätzen seines Doktorvaters K. Görich folgend, erweist B. die »Ehre der Stadt« als »einen zentralen Wert …, der in unterschiedlichsten Situationen als Bezugsgröße fungierte und als Argument verwendet wurde« (S. 371). Untersuchungsgegenstand sind die Konflikte zwischen Pisa und Genua um Sardinien (1162–1172/75) und zwischen Mailand und Cremona um die Insula Fulcheria bei Crema (1162–1186), die mit umfassender Quellenkenntnis datailliert auseinander gefaltet werden […].

    Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters (Band 70 – 1)

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